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Der mythische Gott Pan

Der spielende Pan

Die Peloponnes, der südlichste Teil der griechischen Halbinsel, wird als Pansland bezeichnet; es ist anzunehmen, dass der Panskult aus der auf jener zentral gelegenen Region Arkadien herstammt, welche steinige und karstige Böden besitzt, auf denen lediglich Schafe und Ziegen Nahrung finden. Der Pankult steht in enger Verbindung zu den nomadisierenden Viehhirten. Der Gott und Hirte Pan zieht aufgrund der jeweiligen klimatischen Bedingungen im Winter in die wärmeren Täler und im hitzigen Sommer in die kühleren Berge. Dort betätigten sich die Hirten auch als Jäger, weshalb Pan auch der Schutzgott für die Jagd ist. Da die Hirten zuweilen und wenn es die Umstände erlaubten auch fischten, wurde Pan als Schutzpatron der Fischer verehrt. Jedoch sorgt sich Pan auch um die Tiere und deren Wohlergehen. Darstellungen, auf denen Pan eine Waffe trägt, sind auch zu finden und erklären sich aus der Tatsache, dass die Hirten in den rauen Gegenden bewaffnet gewesen sind und den Umgang mit jenen beherrschten; deshalb wird Pan auch in Zusammenhang mit dem Kriegswesen gebracht.

Die Verehrung Pans in Arkadien ist für das 6. Jahrhundert v. u. Z. verbürgt, fand wahrscheinlich aber schon deutlich früher statt.

Unter anderem Zeus, Apollon und Kronos kommen als Väter für den jugendlichen Gott, meist nackt auftretend, mit fülligem Haar, Flöte blasend und mit Ziegenhörnern versehen, in Frage. Zu gewissen Zeiten wurde Pan auch mit Bart und Bocksfüßig oder- beinig dargestellt. Die frühesten Abbildungen Pans lassen sich auf den Beginn des 5. Jahrhundert v. u. Z. datieren.

Zumeist wird eine Nymphe als Mutter in den Sagen angegeben. Bis zu zwanzig unterschiedliche Elternpaare Pans sind bekannt. Seine Wohnstatt in Arkadien, der Urheimat Pans, liegt in einem Hain, nahe eines Stadions und einer Höhle, in die er sich für Liebesabenteuer zurückzieht. Um Fülle und Fruchtbarkeit Einzug feiern zu sehen, wurde dem Pan geopfert. Auch sollte auf diese Art dem panischen Schrecken, eine durch Pan in Unruhe versetzte Herde, gleich ob Menschen oder Tiere, Einhalt geboten werden. Der panische Schrecken wird assoziiert mit Furcht und Wahnsinn. Fraglich bleibt, ob Pan diesen nur initiiert oder ob er selbst davon betroffen und irrsinnig ist. Da der panische Schrecken nach Herodot den athenischen Sieg über die Perser (490 v. u. Z.) zur Folge hatte, verehrten ihn daraufhin auch die Attiker. Diese stellten sich Pan auch mit Bart, mit Bocksbeinen und Spitzohren und als Begleiter des Dionysos, dem Gott des Rausches und des Weines vor.

Auch ist eine Darstellung Pans oft mit Nymphen verbunden. Der Panskult wurde wohl in allen griechischen Kolonien, auch jenen in Skythien, Kleinasien, im ägäischen Meer oder in Palästina, praktiziert. Häufig wurden diese Kulthandlungen in Grotten begangen, denen man die Präsenz des Pans zusprach. Denn in Grotten zogen sich die Hirten zurück, um der Hitze, der Kälte oder Niederschlägen zu entkommen. In Makedonien ist der Panskult ab 390 v. u. Z. verbürgt. Dort wird Pan auch als jugendlich, mit menschlichen Beinen, aber mit einem Schwänzchen im Rücken präsentiert, gleich in Athen wird seine Anwesenheit in Verbindung mit militärischen Erfolgen gesehen.

Ist der panische Schrecken erst überwunden, hast du dich genug geschunden!

Öfters wird Pan auf den erhaltenen Münzen jener Zeit ferner mit einem Pedum (Krummstab) abgebildet, mit dem er Tiere heranziehen und fangen konnte. Gelegentlich scheint auch eine (irrtümliche) Identifizierung Marsynas, einen Tiere hütenden und Flöte spielenden 'Satyr', die Panflöte ist wohl der im Volke bekannteste Gegenstand, den man Pan zuschriebt, mit selbigem vorgekommen zu sein, so beispielsweise in einer westkleinasiatischen Griechenstadt.

Nachdem griechische Siedler im 7 Jh. v. u. Z. in Nordostafrika Kolonien gegründet hatten, kam es zu einer Vermischung griechischer und ägyptischer Mythen, der bocksgestaltige ägyptische Gottheit Mendes schien ihnen der bekannte Pan zu sein. So wurden den beiden jeweils Attribute des anderen angedichtet. Auf Sizilien wurde der Pankult spätestens ab 600 v. u. Z. praktiziert.

Im alexandrinischen Zeitalter wurde Pan und sein Leben von den Dichtern aufgrund einer gewissen Sehnsucht nach idyllischen Verhältnissen wie sie bei den arkadischen Hirten vermutet wurde besungen. Die Präsenz und Bedeutung des Pankultes nahm dadurch zu und kulminierte schließlich in einer Umdeutung Pans durch die Stoiker, die ihn als pantheistischen Gott beschrieben und fassten und damit dessen ursprüngliche Konzeption ergänzten und verzerrten.

Nymphen sind eng mit dem Pankult verknüpft, nicht nur wie oben beschrieben durch die genealogische Herkunft, sondern auch als Tanz-und Lustgefährtinnen. Die Erscheinung selbiger kann wohl mit den an Wasseroasen und-quellen vorkommenden Nebeln gleichgesetzt werden. Orte, an denen Wasser verfügbar war, wurden häufig von den Hirten aufgesucht, sie waren essenziell und gaben meist nicht nur das ersehnte Nass, sondern auch Schatten größerer Bäume und Gewächse. So kam es wohl in den Mußestunden auch zum Tanz, der Einzug in den Panskult gefunden hat. Es ergibt sich daraus ferner, dass u. a. die Eiche, die Platane oder auch die Pinie dem Pan geweiht waren. In den Mittagsstunden ruhten die Hirten unter schattigen Bäumen, bereits im März können die gesundheitlichen und körperlichen Beeinträchtigungen durch die glühende Sonne so heftig sein, dass ein sich Entziehen notwendig ist. Daher leitet sich wohl Pans heilige Mittagsstunde ab, die er schlafend, musizierend oder masturbierend verbringt. Die Onanie soll auch auf den Prototyp des Hirtens, auf Pan, zurückgehen. Weil der Schlaf den Traum mit sich führt und die Alten diesen durchaus für etwas allgemeingültiges und nicht als etwas subjektives interpretiert haben, ist die Mittagszeit auch die Stunde der Geister und Dämonen und kann durch den umhergehenden Pan für heilvolle, aber auch unheilvolle Taten genutzt werden. Der einem im Traum erscheinende Alp Pan bringt also nicht nur Schrecken, sondern auch Heilung. Die im Zenit des Tages auftretenden drückenden heißen Temperaturen haben zur Folge, dass die Hirten und Jäger, beides stellt Pan vor, früh, im Idealfall vor dem Sonnenaufgang ihr Tagwerk beginnen. Zwecks Überblicken und Kontrolle der Vollständigkeit der Herde, ist es notwendig für den Hirten Pan einen übergeordneten, hohen Standpunkt einzunehmen, von dem er das ganze Treiben und Geschehen erblicken und erfassen kann. Die Flöte (Syrinx) ist für den Hirten elementar, um seine Herde zu locken oder zu delegieren.

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